Die Schweizer Rappenrundung

Die Schweizer Rappenrundung

Autor: Georg Rossek
Titelbild: Die Schweizer Rappenrundung


In den meisten Ländern werden für Dienstleistungen oder Produkte Rechnungen gestellt, welche beispielsweise in den EU Euroländern exakt abgegolten werden. So zahlt man zum Beispiel für 1 Liter Milch in einem Supermarkt in Österreich 1.09 €. In der Schweiz ist dies anders.

Dort wird die sogenannte Rappenrundung vollzogen. Würde man in der Schweiz 1 Liter Milch kaufen so würde ein Betrag von 1.09 Franken auf 1.10 gerundet werden. Dieser Blogartikel befasst sich mit der Handhabung und den Vor- und Nachteilen der Schweizer Rappenrundung.


Die Besonderheiten der Schweizer Rappenrundung

Beim Runden in der Mathematik gibt es eine generelle Grundregel: Bei 0,1,2,3,4 wird abgerundet, bei 5,6,7,8,9 wird aufgerundet.


So wäre eine Zahl von 150,325627 auf zwei Dezimalstellen auf 150,33 aufzurunden. Eine Zahl von 150,324627 wäre jedoch auf 150,32 abzurunden. In Österreich werden Rechnungen immer bis zu maximal 2 Kommastellen angegeben. In der Schweiz ist dies ähnlich, mit dem Unterschied, dass die Preise bei der zweiten Kommastelle immer auf 0 oder 5 enden. Diese Besonderheit ergibt sich durch die Schweizer Rappenrundung.


Ebenso wie bei anderen Währungen verhält es sich in der Schweiz beim Franken.


  • 1 Euro = 100 Cent
  • 1 Dollar = 100 Cent
  • 1 Pound = 100 Pence
  • 1 Franken = 100 Rappen

Grund für die Entstehung der Schweizer Rappenrundung ist jener, dass die 1 und 2 Rappenmünzen nicht mehr im Umlauf sind. Daher werden Rechnungsbeträge, welche kleiner als 5 Rappen sind, nicht beglichen.


In der Schweiz würde daher die Zahl von 150,32567 im kaufmännischen Gebrauch auf 150,35 aufgerundet werden.
Bei einem Betrag von 150,324627 würde jedoch auf 150,30 abgerundet werden.


Weitere Beispiele für die Schweizer Rappenrundung wären:

  • 1,000 - 1,024 → 1,00
  • 1,025 - 1,074 → 1,05
  • 1,075 - 1,099 → 1,10

Als einfache Merkregel und Berechnungshilfe gilt: Multiplizieren Sie den zu rundenden Betrag mit 20, danach runden Sie das Ergebnis kaufmännisch auf 0 Kommastellen und dann dividieren Sie wieder durch 20!


  • 1,000 - 1,024 → Beispiel: 1,024*20 = 20,48 ≈ 20  20/20 = 1
  • 1,025 - 1,074 → Beispiel: 1,025*20 = 20,5 ≈ 21  21/20 = 1,05
  • 1,075 - 1,099 → Beispiel: 1,089*20 = 21,78 ≈ 22  22/20 = 1,10

Obwohl in Finnland der Euro die geltende Währung ist, verhält es sich dort ähnlich, da bei Barzahlung laut Gesetz der Betrag immer auf 5 Cent gerundet wird. Zwar ist die Zahlung von 1 und 2 Cent Münzen noch erlaubt, diese werden aber hauptsächlich von Touristen verwendet. Die Zahlungspraxis in Finnland ist jedoch oft so, dass die Münzen trotz gesetzlicher Verpflichtung nicht angenommen werden.


Die Problematik der Schweizer Rappenrundung

Der minimale Vorteil der Schweizer Rappenrundung für den Konsumenten im Einzelhandel besteht klar darin, dass die kleinste Währungseinheit nur noch 5 Rappen beträgt. Man erspart sich somit bei Barzahlung ein nerviges Herauskramen einer 1- oder 2-Rappenmünze. 2006 wurde in der Schweiz auch darüber diskutiert, ob man sogar die 5-Rappenmünze aufgrund zu hoher Produktionskosten und zu geringer Verwendung ebenfalls aus dem Umlauf hätte nehmen sollen. Dies wurde jedoch schlussendlich vom Bundesrat abgelehnt. Daher sind bis heute noch die 5-, 10- und 20-Rappenmünzen gültige Zahlungsmittel in der Schweiz. Es gibt auch eine ½ Frankenmünze, welche mit einer 50-Rappenmünze gleichzustellen wäre. Da jedoch die Prägung auf der Münze das ½-Symbol zeigt, wird sie auch vorwiegend als solche bezeichnet.


Ein Thema, welches öfters für Probleme sorgt, ist die Versteuerung der Nettobeträge. Speziell für Unternehmen mit Online-Shops stellt die Programmierung einer mathematischen Berechnungssyntax oftmals eine Herausforderung dar, da hier die Bruttobeträge mit einer Formel ausgerechnet werden müssen, welche die Schweizer Rappenrundung berücksichtigt. Diese sind natürlich auch bei gängigen Registrierkassen hinterlegt.